Saturday, September 23, 2006

"Sunur saga santur toe
Syntir peri fuir sprueh
Wilugoti haga tharn
Halga fuir santur toe."

-A 20,000 year old "solar blessing", according to Karl Maria Wiligut

Friday, September 15, 2006

Rotschädlerte Hexerei Renate Welsh

Ich kam schon mit fünf Jahren in die Schule. Weil ich unbedingt wollte. Ich war immer randvoll mit Fragen, und seit ich in Aussee lebte und mein Großvater in Wien, war niemand da, der Zeit gehabt hätte, alle meine Fragen zu beantworten. Ich war überzeugt davon, dass Lehrer nur dazu auf der Welt waren und nur dafür bezahlt wurden, Fragen zu beantworten, dass sie nie sagen durften: "Das ist so, weil es eben so ist", oder "Das verstehst du doch nicht, dafür bist du noch zu klein", und nie, nie, nie: "Das ist eine dumme, freche Frage." Ich machte also eine Prüfung und saß nun in der ersten Klasse.

Leider war ich anders als die Anderen. Nun ist zwar jede und jeder anders als die Anderen, aber ich war noch anderer als die Anderen. Ich war das einzige Kind im Dorf, das knallrote Haare hatte, sehr klein, ziemlich schüchtern, sehr ungeschickt im Umgang mit den anderen Kindern. Unsere Lehrerin machte auch noch den Fehler, den großen Buben in der Klasse hin und wieder zu sagen: "Wenn die Kleine das kann, müßt ihr Großen es auch können." Die großen Buben rächten sich natürlich an mir. "Tatü, die Feuerwehr kommt!", riefen sie, wenn ich die Klasse betrat. "Rotschädlerte Hex!", brüllten sie mir nach. "Alle Rotschädlerten sind Hexen, und du bist die Oberhex!" Einer hielt mich fest, ein anderer zählte mit umgedrehtem Federhalter meine Sommersprossen, und alle schlossen Wetten ab, wie viele ich denn hätte. Damals wollte ich eigentlich ein Held sein und Piratenkapitän werden, nur ging mein Heldenmut immer in die Hose, wenn die großen Buben nur einen Schritt auf mich zukamen.

Dann brüllte die ganze Klasse vor Lachen, und ich wünschte, ich wäre tot. Wenn ich tot wäre, dachte ich, hätten mich endlich alle lieb. Ich überlegte, wie ich es anstellen könnte, tot zu sein. Am besten ohne zuerst sterben zu müssen. Mitten in meine Überlegungen kam ein Angebot. Der Größte und Stärkste in der Klasse versprach, mich zu beschützen, wenn ich dafür jeden Tag seine Hausaufgaben schriebe. Ich war sofort einverstanden.

Nach wenigen Tagen verlangte er als Draufgabe eine Geschichte auf dem Heimweg, sonst wäre es viel zu fad, mit einem Mädchen heimzugehen. "Weiber", sagte er, "sind sowieso das Letzte. Häßliche Weiber sind das Allerletzte. Und du kommst lang danach." Also dachte ich mir jeden Abend eine Geschichte für ihn aus. Darin hatte ich Übung, ich erzählte auch meinen Schwestern immer Geschichten. Aber während meine Schwestern Prinzessinnen und Feen liebten, bestand er auch Abenteuern. Ein Held auf der Flucht vor einem wütenden Löwen klettert auf einen Baum, da oben liegt aber schon ein Panther, und zwei Äste höher züngelt eine Riesenschlange.

Auch Schiffbrüchige mochte er gern, besonders wenn sie in Gewässern voller Krokodile und Haie Schriffbruch erlitten hatten, und Südpolfahrer. Wenn die Geschichten spannend genug waren, begleitete er mich zu unserem Gartentor. Wenn sie ihn langweilten, rannte er weg. Und dann kamen die Anderen.

Nach Weihnachten, als wir schon alle Buchstaben schreiben konnten, verlangte der Bub: "Die Geschichten schreibst du mir auf!" "Wo soll ich das Papier hernehmen?" fragte ich. Papier war damals eine Kostbarkeit und schwer zu finden. "Das organisiere ich!", erklärte er. Und er organisierte Papier: Rechnungsblocks aus dem Gasthaus, in dem seine Mutter arbeitete, mit dem Wappen einer Bierfirma darauf. Ich musste die Zettel falten, ordentlich zusammenheften, Montag mit grünem Faden, Dienstag mit gelbem, Mittwoch mit rotem, musste vorne ein Bild darauf malen und hinten ein Kreuzworträtsel oder einen Witz. Wenn die anderen Kinder die Geschichten lesen wollten, mussten sie ihn dafür bezahlen.

Er bekam Butterbrote, Äpfel, Nüsse, ab und zu Schokolade, er bekam sogar Geld für meine Geschichten. Wenn er seinen besonders großzügigen Tag hatte, durfte ich auch einmal abbeißen. Manchmal war ich sauer, wenn ich mit knurrendem Magen hungrig zusah, wie er mampfte, was er für meine Geschichten bekommen hatte. Vor allem aber war ich ungeheuer erleichtert.Ich hieß wieder Renate, nicht mehr "rotschädlerte Hex", ich musste nicht mehr in die Hose machen vor Angst, ich konnte das Leben wieder schön finden.

Was aus dem Buben geworden ist, weiß ich leider nicht. Ich stelle mir vor, dass er ziemlich reich sein muss. Vielleicht liest er zufällig, was ich hier geschrieben habe. Dann möchte ich ihm noch sagen, dass ich ihm eigentlich dankbar bin. Wer weiß, ob ich ohne ihn so sehr daran geglaubt hätte, dass Geschichten sehr nützlich sein können.

Renate Welsh wurde 1937 geboren und begann schon als Kind zu schreiben. Nach ihrer Heirat arbeitete sie als Übersetzerin. Seit 1970 veröffentlicht sie. Ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis und mehrmals mit dem Österreichischen Staatspreis für Kinderliteratur. 1992 erhielt sie für ihr Gesamtwerk den Österreichischen Würdigungspreis. Renate Welsh lebt in Wien.
© 2000 Renate Welsh
http://www.amgs.org.uk/renate_welsh.html

Tuesday, September 12, 2006

"Whoever carries this book with him, is safe from all his enemies, visible or invisible; and whoever has this book with him cannot die without the holy corpse of Jesus Christ, nor drowned in any water, nor burn up in any fire, nor can any unjust sentence be passed upon him. So help me." (Make the sign of the cross three times.)
-Pow-Wows or The Long Lost Friend

Wednesday, September 06, 2006

"I climbed into the plum tree
and ate the grapes I found there.
The owner of the garden called to me,
"Why are you eating my walnuts?"
-Yunus Emre

Sunday, September 03, 2006

Non est ad astra mollis e terries via.

"There is no easy way from the earth to the stars."
-Seneca

Friday, September 01, 2006

"Until the fifteenth century witchcraft was not clearly distinguished from general sorcery or magic. Linguistically, this is still the case in French. In German, Hexerei (witchcraft) was differentiated from Zauberei (magic, sorcery) in the early fifteenth century, and in Spanish this distinction was reflected in the terms hechicería (sorcery) and brujería (witchcraft). In English witchcraft - from the Old English wiccecraeft, which means divining, foretelling the future - was distinguished from magic/sorcery somewhat earlier."
-Robin Briggs, Witches and Neighbors: The Social and Cultural Context of European Witchcraft, 1996